Archive vor Zerstörung schützen

WinRAR

Archive vor Zerstörung schützen


Das RAR-Archivformat unterstützt einen speziellen Typ von redundanten Daten für die Wiederherstellung von beschädigten Archivdaten, welcher auch recovery record genannt wird. Wenn ein Archiv einen "recovery record" besitzt, vergrößert dieser das Archiv, jedoch kann es dann repariert werden, wenn es durch einen Defekt auf einem Datenträger oder durch andere Datenverluste physikalisch beschädigt wurde, vorausgesetzt der Schaden an dem Archiv ist nicht zu schwerwiegend. Die Reparatur eines beschädigten Archivs kann mit dem Befehl "Archiv reparieren" durchgeführt werden. Das ZIP-Format unterstützt Wiederherstellungsdaten (recovery record) nicht.

In der WinRAR-Benutzeroberfläche können Sie die Option "Wiederherstellungsdaten hinzufügen" im Dialog "Archivname und Archivparameter einstellen - Allgemein" aktivieren, um die Wiederherstellungsdaten zum Archiv hinzuzufügen. Eine andere Möglichkeit dafür ist die Aktivierung der Option "Wiederherstellungsdaten hinzufügen" im Standardkomprimierungsprofil. In diesem Fall werden die Wiederherstellungsdaten zu jedem Archiv hinzugefügt, das geändert wird - auf welche Art auch immer.

Möchten Sie die Wiederherstellungsdaten zu einen Archiv von der Befehlszeile aus hinzuzufügen, lesen Sie bitte die Beschreibungen zum Befehl "rr[N]" und zum Schalter -rr[N], die genau für diesen Zweck vorhanden sind.

Die RAR-5.0-Wiederherstellungsdaten verwenden Reed-Solomon-Fehlerkorrektur-Codes. Bei einer fortlaufenden Beschädigung in einem Archiv ist die Leistungsfähigkeit des alten und des neuen Fehlerkorrekturverfahrens ungefähr gleich. Wie bei RAR-4.x ist es mit den RAR-5.0-Wiederherstellungsdaten möglich, beschädigte Archivdaten mit einer etwas geringeren Größe als die Wiederherstellungsdaten zu reparieren. Die RAR-5.0-Wiederherstellungsdaten sind jedoch bei der Wiederherstellung von mehrfachen Beschädigungen an verschiedenen Stellen eines Archivs wesentlich effizienter als die RAR-4.x-Wiederherstellungsdaten.

RAR-4.x-Wiederherstellungsdaten bestehen aus 512 Bytes großen Sektoren und können nicht mehr als 524288 Sektoren enthalten. Daher ist die Maximalgröße der RAR-4.x-Wiederherstellungsdaten auf 256 MB beschränkt. Daraus folgt, dass bei RAR-4.x nur maximal 256 MB beschädigte Archivdaten repariert werden können. Beim RAR-5.0-Format können die Wiederherstellungsdaten genauso groß wie das zu schützende Archiv sein.

In der WinRAR-Benutzeroberfläche können Sie die Größe der Wiederherstellungsdaten im Dialog "Archivname und Archivparameter einstellen - Erweitert" als Prozent der Archivgröße angeben. Mit dem Befehl "Archiv vor Zerstörung schützen" kann die Größe ebenfalls festgelegt werden. Größere Wiederherstellungsdaten ermöglichen die Reparatur von mehr beschädigten Bereichen, vergrößern jedoch das Archiv und die Verarbeitung des Archivs dauert länger. Zwischen 3% und 10% der Archivgröße ist eine vernünftige Größe für die Wiederherstellungsdaten. Wegen dem Servicedaten-Overhead entspricht die sich ergebende Größe der Wiederherstellungsdaten nur ungefähr der vom Anwender angegebenen Größe in Prozent. Der Unterschied zwischen der angegebenen und der wirklichen Größe ist bei kleinen Archiven größer als bei großen Archiven.

Um ein beschädigtes Archiv mit Wiederherstellungsdaten zu reparieren, wenden Sie in der WinRAR-Benutzeroberfläche den Befehl "Archiv reparieren" darauf an. In der Befehlszeile benutzen Sie den Befehl "r". Das reparierte Archiv erhält den Namen fixed.archivname.rar, wobei 'archivname' der Name des ursprünglich (beschädigten) Archivs ist. Wenn ein beschädigtes Archiv keine Wiederherstellungsdaten enthält oder ein Archiv wegen starker Beschädigung nicht ganz wiederhergestellt werden kann, wird ein zweiter Schritt eingeleitet. In diesem Schritt wird nur die Archivstruktur rekonstruiert und es ist unmöglich, Dateien wiederherzustellen, bei denen die Überprüfung der Prüfsumme fehlgeschlagen ist, aber es ist immerhin noch möglich, unbeschädigte Dateien wiederherzustellen, auf die wegen der beschädigten Archivstruktur nicht mehr zugegriffen werden konnte. Dies ist allerdings nur für nicht-solide Archive sinnvoll. Bei Archiven mit verschlüsselten Dateinamen wird dieser zweite Schritt nicht ausgeführt, da solche Archive nur dann wiederhergestellt werden können, wenn sie Wiederherstellungsdaten enthalten.

Wenn die zweite Phase abgeschlossen ist, wird das rekonstruierte Archiv unter dem Namen rebuilt.archivname.rar gespeichert, wobei 'archivname' der Name des ursprünglichen Archivs ist.

Die RAR-5.0-Wiederherstellungsdaten sind selbst dann für die Reparatur eines Archivs verwendbar, wenn sie selbst beschädigt sind. Auch mit teilweise beschädigten Wiederherstellungsdaten können Beschädigungen im Archiv meist erfolgreich repariert werden. Es ist zu beachten, dass der Befehl "Reparieren" nur die Daten der archivierten Dateien korrigiert, Beschädigungen in den Wiederherstellungsdaten selbst werden jedoch nicht repariert. Daher müssen Sie nach einer erfolgreichen Archivreparatur die Wiederherstellungsdaten zum reparierten Archiv erneut hinzufügen.

Sowohl die 4.x- als auch die 5.0-Wiederherstellungsdaten sind dann am leistungsfähigsten und funktionieren am besten, wenn die Positionen der Daten im beschädigten Archiv sich nicht verschoben haben, also unverändert geblieben sind. Wenn Sie spezielle Software zum Kopieren von Archiven von beschädigten Datenträgern einsetzen, und Sie wählen können, ob die beschädigten Stellen mit Nullen gefüllt oder komplett entfernt werden sollen, sollten Sie einen Modus wählen, der beschädigte Stellen mit Nullen oder anderen Werten auffüllt. Dadurch bleiben die Archivdaten an ihren ursprünglichen Positionen. Auch wenn es nicht die beste Voraussetzung für eine Wiederherstellung ist, sind beide Versionen in der Lage, Archivdaten zu reparieren, bei denen Daten gelöscht oder eingefügt wurden, sich die Positionen der Archivdaten also verschoben haben. Mit RAR-5.0-Wiederherstellungsdaten können Blöcke eingefügter oder gelöschter Daten besser wiederhergestellt werden als mit den RAR-4.x-Wiederherstellungsdaten. In diesen Fällen arbeitet der RAR-5.0-"recovery record" effizienter.